Orchester der Martin-Luther-Schule gibt großartiges Konzert

Neben Smetanas Moldau, Schuberts Sinfonie h-Moll (Die „Unvollendete“), Lloyd Webbers „Phantom der Oper“ und Stücken aus Bizets „Carmen“ stehen hochkarätige kammermusikalische Beiträge auf dem Programm des 39-köpfigen Ensembles

Die Aula der Martin-Luther-Schule ist aufgrund ihrer Akustik bekannt dafür, ein vorzüglicher Ort für die Veranstaltung von Chor-, Kammermusik- und Orchesterkonzerten zu sein. Bisweilen ist sie allerdings zu klein, um den Ansturm der Konzertgänger bewältigen zu können. So sitzen zahlreiche Besucher in „Freiräumen“ rings um bzw. zwischen den Orchestermusikern, vergleichbar mit den pädagogischen Konzerten der Berliner Philharmonie. Die Musikerinnen und Musiker zeigen sich von der Enge im Saal unbeeindruckt. Sie spielen hochkonzentriert und erfreuen sich am Applaus, der für sie aus jeder Ecke der Aula erschallt. Eröffnet wird das Konzert mit Stücken aus Bizets Oper ‘Carmen’. Mit Selbstbewusstsein legen sich die Musikerinnen und Musiker in die Fortissimo-Passagen der Ouvertüre, schwelgen in der cantablen Melodie des Torero-Liedes genauso wie im zart gezupften Rhythmus der ‘Habanera’. Intonation und abrupt wechselnde Dynamik werden tadellos gemeistert. Es folgen Frederik Wiese und Mira Wöllenstein mit einem Stück für Klavier und Violine von Jules Massenet. Mira, die im Orchester in der 1.Geige sitzt, zeigt ihr musikalisches Talent als Soloviolinistin. Sicher gibt sie ihrem Begleiter durch Kopfnicken die Einsätze, spielt sich fehlerfrei und mit viel Musikalität durch das meditative Stück, was sie mit brillant intonierten Flageolett-Tönen beendet. Frederik Wiese überzeugt als empathischer Begleiter mit seinem sowohl sicheren als auch zarten Tastenspiel.
Guido Müller, Dascha Kozlov und Anna Lebowsky spielen ein Trio für Flöte, Klavier und Cello von Max Bruch. Die drei Abiturienten zeigen musikalische Reife in Perfektion. Jeder für sich bereits ein hervorragender Solist auf seinem Instrument, vereinigen sich in ihrer Darbietung technische Fertigkeit und Musikalität zu einem kammermusikalischen Ohrenschmaus.
Guido Müller und Vera Meinert lassen mit ihren Flöten das Bild der beiden Moldauquellen vor dem inneren Auge der Zuhörer entstehen. Das virtuos-zarte Gemurmel wird begleitet vom rhythmisch präzisen Pizzicato der Geigen. Bei den sich anschließenden bewegten Figuren der Geigen zeigen Leonora und Theo Schäfer eine beeindruckende Synchronität von Bogenstrich und Fingerbewegung. Birte Prigge entführt die Zuhörer in das Tschechien Smetanas, der den Flusslauf des größten Stromes seiner Heimat musikalisch nachempfand. Jagdszene, Bauernhochzeit, der Nymphenreigen und die St. Johann-Stromschnellen sind markante Passagen der Komposition, die zum Teil erhebliche Anforderungen an die Musiker stellen. Nach der Pause erklingen die sehnsuchtsvollen Themen aus der „Unvollendeten“ von Franz Schubert. Birte Prigge hält die Schülerinnen und Schüler über die langen Passagen der Sinfonie zusammen, lässt kein Nachlassen der Spannung zu. Vor Schweiß glänzende Gesichter bei den Schülerinnen und Schülern zeugen von der großen Anforderung, der sich das Ensemble mit Schubert stellt. Und mit Erfolg! Die Zuhörer quittieren das sinfonische Hörerlebnis mit donnerndem Applaus.
Es folgt ein Klarinettenquintett von Dvořák gespielt von Adina Baniahmad, Susann Buchstab, Alexandra Dohrmann, Sabrina Försterling, Johanna Goebel, Ruth Hansmann, Muriel Klonk und Jonas Stehling, der mit dem Konzert seinen 16 Geburtstag feiert. Ohne Dirigenten spielen die Klarinettisten mit der Humoresque ein schwungvolles Stück, in dem die abwechselungsreichen Klangfarben des Instrumentes zu hören sind.
Anissa Baniahmad spielt im Orchester der MLS Bratsche – ihr Zweitinstrument. Mit der ‘Chaconne’ von Karg-Elert zeigt die Abiturientin, dass sie auf ihrem Erstinstrument, der Flöte, bereits höchste Professionalität besitzt. Das hochvirtuose Pflichtstück eines jeden Flötenstudenten meistert sie beeindruckend. Anissa füllt die Aula mit bezaubernden Klängen, die sie ihrer Flöte mit versierter Technik entlockt. Was mit einzelnen, langen Tönen beginnt, steigert sich im Verlauf von Minuten zu einem Feuerwerk an schnellen Läufen, höchsten Tönen und fliegenden Fingern.
Ein Medley aus dem „Phantom der Oper“ bildet den Abschluss des großartigen Konzertes. Mit Freude und Schwung präsentieren die Musikerinnen und Musiker die bekannten Melodien aus dem berühmten Musical Webbers. Nach Danksagung und Verabschiedung durch den Schulleiter Herrn Goecke wird nur die harte Bestuhlung der Aula die Zuhörer daran erinnern, dass sie sich im Konzert eines Schulorchesters befanden.

Betina Griesel

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